Der Wahn der Uni-Vorbereitung in Belgien

02.12.2016

Ich wohne ja in Belgien und bin folglich natürlich auch dort zur Schule gegangen. Und unsere Schulsystem unterscheidet sich wirklich sehr stark vom Deutschen und heute möchte ich euch einmal meiner Erfahrungen dazu erzählen.

Ich möchte hier jetzt gar nicht das komplette System erklären sondern nur auf ein paar Aspekte zu sprechen kommen, zu diesem Thema passen. Wenn das Thema großes Interesse hervorruft kann ich da gerne noch einmal etwas genauer drauf eingehen.

Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Schüler in Belgien vom 6. Schuljahr an (und manchmal auch früher) jedes Jahr im Dezember und im Juni Prüfungen schreiben. Dann hat man innerhalb von zwei oder zwei Wochen so viele Prüfungen wie man halt Fächer hat. Also jeden Tag eine oder zwei Prüfungen. Geprüft wird der ganze Stoff vom Halbjahr. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass diese zwei Wochen der pure Stress für die Schüler ist. Man muss innerhalb von so kurzer Zeit so unglaublich viel Stoff lernen. Ich selbst bin in der Prüfungszeit eigentlich nur als Nervenbündel rum gelaufen.

Außerdem haben wir bei uns ja seit klein auf Ganztagsunterricht und d;ann halten sich die Lehrer kein kleines bisschen mit Hausaufgaben und Tests zurück. Es war in meiner Schulzeit völlig normal, das jemand montagmorgens sagte "ich habe diese Woche über 10 Tests" dagegen war es ziemlich ungewöhnlich wenn jemand sagte "ich hab heute keinen Tests". Und ich spreche hier nicht von einer Klausurphase wie in Deutschland sondern von einem Dauerzustand, der das ganze Jahr nicht abreißt.

Als letztes will ich noch erwähnen das in Belgien im letzten Jahr eine Endarbeit geschrieben wird. Das heißt man sucht sich ein Thema aus und am Ende des Jahres muss man dazu eine zwanzig Seitige Arbeit abgeben und diese mit einer Powerpoint dann vor mehreren Lehrern präsentieren.

All diese Sachen geschehen in Belgien nur aus einem Grund: Man will die Schüler bestmöglich auf die Uni vorbereitet. Ich bin noch nicht allzu lange an der Uni und kann bisher sagen, dass ich von Seiten der Schule perfekt darauf vorbereitet wurde also das System funktioniert auf jeden Fall. Dieses Gefühl kann ich dagegen bei meinen Deutschen bekannten gar nicht feststellen. Also für die Effektivität gibt es auf jeden Fall einen Daumen nach oben. Dementsprechend schneidet Belgien übrigens auch bei der Pisa-Studie meist relativ gut ab und liegt dort deutlich vor Deutschland.

Aber ist trotzdem dieses absolute Hardcore-Modell das Erfolgsmodell.? Ich kann nur Wiederholen, dass ich das System im Allgemeinen ziemlich gut finde und vor allem an dem Ganztagsunterricht würde ich nichts ändern und doch habe ich zwei Punkte die meiner Meinung nach Berücksichtigt werden sollten:

Erstens finde ich, dass es absolut unnötig ist kleine Kinder so ins kalte Wasser zu schmeißen. An so harte Methoden sollte man meiner Meinung nach etwas langsamer heranführen. Vor allem die Sache mit den Prüfungen sollte meiner Meinung nach von Jahr zu Jahr gesteigert werden. So könnte man meiner Meinung nach eine Menge Druck nehmen.

Mein zweiter Punkt bezieht sich auf das Abijahr. Ich möchte das System dort gar nicht unbedingt umkrempeln sondern nur, dass die Lehrer dort etwas rücksichtsvoller sind. Alles ist darauf ausgerichtet, dass die Schüler danach in Belgien zu studieren und deshalb ist die stoffliche Vorbereitung unglaublich gut. Aber wenn man anschließend in ein Land will wo auch auf die Noten geguckt wird kann man direkt wieder einpacken, denn in Belgien ist es unmöglich so gute Noten zu haben wie die Unis in den anderen Ländern es verlangen. Was in Belgien schon für die Verhältnisse eine richtig gute Note ist, ist in deutsche Noten umgerechnet nur Mittelmaß. Ich finde gerade im Abi könnten die Lehrer darauf achten, dass es in den Tests und Prüfungen, die sie schreiben überhaupt möglich ist sehr gute Noten zu schreiben.

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